Hypnose wirkt auf mehreren Ebenen gleichzeitig:
Kurzversion
In erster Linie setzt Hypnose als Kommunikationsmittel direkt im Unterbewusstsein an und kann nachhaltige Veränderungen in Verhaltens- und Denkmustern bewirken. Auch tief verwurzelte schlechte Gewohnheiten und negative Glaubensmuster, die über viele Jahre hinweg eingeschliffen wurden oder aus frühester Kindheit stammen, können direkt im Unterbewusstsein verändert und positiv umstrukturiert werden.
Langversion
Es gibt eine ganze Reihe von Modellvorstellungen wie Hypnose wirkt. Ein einfaches aber gängiges Modell unterscheidet drei mentale Bereiche (die Bezeichnung ist in der Literatur recht uneinheitlich) und einen sehr wesentlichen Filtermechanismus:
► Das Bewusstsein
Das Bewusstsein entspricht dem rational-analytischen Teil des Verstandes. Hier werden Daten geprüft, analysiert, bewertet und entsprechende logische Schlüsse gezogen. Auch das Kurzzeitgedächtnis ist in diesem Bereich zu finden. Untersuchungen haben ergeben, dass die Aufnahmekapazität des Bewusstseins sehr begrenzt und die Verarbeitungsgeschwindigkeit gering ist.
► Das Unterbewusstsein
Im Unterbewusstsein spielen sich die wesentlichen Prozesse ab, die uns zu dem Menschen machen der wir sind. Hier sind Glaubenssätze und Verhaltensmuster beheimatet, die teilweise in frühster Kindheit erlernt oder sich später im Leben eingeschliffen haben. Insbesondere Süchte hängen sehr eng mit diesen Mustern zusammen. Auch Traumata sind im emotionalen Langzeitgedächtnis gespeichert. Es gibt Indizien, dass riesige Datenmengen von Allem was wir jemals wahrgenommen, gefühlt, gelernt oder erlebt haben im Langzeitgedächtnis abgelegt sind, auch wenn diese Details bewusst nicht mehr greifbar sind. In Hypnose lassen sich zum Teil Erinnerungen mit einem für Klienten überraschenden Detailreichtum rekonstruieren. In den USA wird diese Technik auch in der Forensik eingesetzt.
► Das Unbewusstsein
Häufig wird noch weitergehend das Unbewusstsein unterschieden. Das Unbewusste steuert alle lebensnotwendigen körperlichen Prozesse, beispielsweise: Herzschlag, Atmung, Immunsystem, Schwitzen, Wundheilung, Schmerzempfinden usw. Hypnose beeinflusst de facto auch diese körperlichen Prozesse. So ändert sich z. B. nachweislich die Reaktion des Immunsystems, was die Hypnosebehandlung von Allergien erlaubt, genauso wie die Beschleunigung der Wundheilung. Ein recht eindringliches Beispiel ist das Erzeugen von Brandblasen alleine durch das Suggerieren einer glühenden Münze auf der Haut oder das völlige Ausschalten des Schmerzempfindens.
► Der kritische Faktor
Darüber hinaus gibt es einen Filtermechanismus („der kritische Faktor“), der „Torwächter“ zwischen dem Bewusstsein und den darunterliegenden Ebenen, der in Hypnose ausgeschaltet bzw. umgangen wird. Dies erlaubt eine sehr direkte Kommunikation mit dem Unterbewusstsein und damit das Ändern von Verhaltens- und Glaubensmustern sowie den Zugriff auf das Langzeitgedächtnis.
Viele psychische Erkrankungen lassen sich auf konkrete Auslöser beispielsweise in Form von Traumata oder anderer Lebensereignisse zurückführen. Mittels aufdeckender Techniken kann Hypnose helfen die lebensgeschichtlichen Ursachen von Erkrankungen, Verhaltens- oder Glaubensmuster zu identifizieren und aufzulösen. Die Möglichkeit auf das Langzeitgedächtnis im Unterbewusstsein zuzugreifen und Ereignisse und die damit verbundenen Gefühle aufzuarbeiten, wird häufig auch als Hypnoanalyse bezeichnet.
Derartige auslösende Schlüsselerlebnisse können auf verschiedene Lebensphasen zurückgehen und sind dem Klienten in vielen Fällen nicht bewusst. Hier einmal ein sehr klassisches Beispiel aus dem Lehrbuch, dass aber tatsächliche in meiner Praxis häufig vorkommt:
Es ist wissenschaftlich belegt, dass Hypnose vielfältige Auswirkungen auf körperliche Prozesse, wie das Immunsystem, den Blutdruck, muskuläre Prozesse oder Wundheilungsprozesse hat. Daher ergeben sich durch die hypnotische Trance weitreichende therapeutische Möglichkeiten auf der körperlichen und psychosomatischen Ebene.
Inzwischen weiß die Wissenschaft, dass der Geist und der Körper untrennbar miteinander verbunden sind, viel enger als vielen Menschen bewusst ist. Gedanken, Ideen und Vorstellungen verursachen körperliche Reaktionen, genauso wie umgekehrt körperliche Verhaltensweisen nachweislich Auswirkungen auf das Gehirn und das Denken haben. Im Rahmen aktueller Forschung gibt es hierzu mittlerweile viele klinische Studien, mit zum Teil überraschenden Resultaten. Aus diesem Grund ist die traditionelle strikte Trennung von Geist und Körper nicht mehr haltbar und macht Raum für eine moderne, ganzheitliche Sichtweise. Gleichzeitig eröffnen sich durch diese Erkenntnisse neue, zeitgemäße Therapiemöglichkeiten.
Weiterführende Links
https://www.ted.com/talks/amy_cuddy_your_body_language_shapes_who_you_are?language=de