ADHS/ADS – Eine Modediagnose?
In den letzten Jahren gehört die Diagnose ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivitätssyndrom/„Zappelphillip-Syndrom“) und auch ADS (ohne Hyperaktivität/“Träumerle“) zu den häufigsten Diagnosen bei Kindern und Jugendlichen, insbesondere im Rahmen von schulischen Leistungsproblemen. Die typischen Symptome sind vielfältig, vor allem aber Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwäche, Impulsivität und ggf. Hyperaktivität, manchmal mit aggressivem Verhalten, wobei Jungen übermäßig häufiger als Mädchen betroffen sind.
Allerdings ist ADHS/ADS keineswegs nur auf Kinder und Jugendliche beschränkt. Die Symptome können sich, unbehandelt, bis ins Erwachsenenalter hinziehen.
Diskussion über Ursachen
In der Fachwelt wird ADHS seit langer Zeit kontrovers diskutiert. Trotz der immer wieder hervorgehobenen Erfolge durch eine medikamentöse Behandlung, gibt es auch in der akademischen Welt durchaus Zweifel daran, dass es sich bei ADHS ausschließlich um eine Stoffwechselstörung des Gehirns handelt und damit um eine „Störung“ im eigentlichen Sinne. Aktuelle Untersuchungen von führenden Neurobiologen zeichnen ein durchaus abweichendes Bild und geben Hinweise auf vielfältige andere Ursachen.
Beispielsweise häufen sich Hinweise darauf, dass es einen Zusammenhang zwischen der Menge und Art des Medienkonsums und der Diagnose von Konzentrationsstörungen und ADHS gibt. Viele Kinder und Jugendliche sind zunehmend einem sozialen Stress im Rahmen von „sozialen Netzwerken“ (Facebook, Instagram, usw) ausgesetzt und auch der schnellebige und unreflektierte Konsum von Youtube-Videos und TV-Serien tragen sicherlich nicht zu einer mentalen Ausgeglichenheit bei.
Viele mögliche Faktoren bei der Entstehung von Leistungsdefiziten und Verhaltensauffälligkeiten im Rahmen von ADHS/ADS-Diagnosen lassen sich hierbei sichlich auf allgemeine gesellschaftliche Entwicklungen zurückführen.
Ritalin und Co.
Ist bei einem Kind ADHS bzw. ADS diagnostiziert worden, wird den Eltern fast immer eine medikamentöse Behandlung mit den Wirkstoffen Methylphenidat (Ritalin®, Medikinet®, Concerta®) oder Dexamphetamin (Attentin®, Elvanse®) angeraten. Diese Therapie mittels Psychopharmaka, die – ähnlich wie Antidepressiva – in das Neurotransmittersystem des Gehirns eingreifen, ist keineswegs umumstritten. Befürworter können in 70-80% der Fälle eine Linderung der Symptomatik und eine schulische Leistungssteigerung nachweisen, während Gegner die Nebenwirkungen der Medikamente, das Ausklammern der Ursachen und eine vermutete erhöhte Anfälligkeit für Suchterkrankungen im späteren Erwachsenenalter in den Vordergrund stellen. Eine Entscheidung für oder gegen eine medikamentöse Behandlung ihrer Kinder zu entscheiden ist für viele Eltern nicht leicht.
In der Fachwelt setzt sich allerdings die mehr und mehr die Meinung durch, dass in jedem Fall eine psychotherapeutische Behandlung, als alleinige Therapie oder begleitend zu einer Behandlung mit Psychopharmaka, sinnvoll ist.
Hypnose- und Psychotherapie bei ADHS/ADS
Die Wirksamkeit von verhaltenstherapeutische Psychotherapie und/oder Hypnosetherapie bei ADHS/ADS hängt von vielen sehr individuellen Faktoren ab.
Dennoch kann gerade für Kinder und Jugendliche eine fachgerechte Hypnosetherapie sehr hilfreich sein und die Symptome bei ADHS/ADS deutlich verbessern oder sogar komplett beseitigen. Deutliche Leistungssteigerungen in der Schule sind die Folge und damit eine Chance auf einen erfolgreicheren persönlichen und beruflichen Werdegang auch ohne
Studienergebnisse
Auch wenn es viele empirische Hinweise auf die gute Wirksamkeit von kognitiver Verhaltenstherapie und Hypnosetherapie bei ADHS/ADS gibt, existieren noch nicht hinreichend viele wissenschaftliche Studien zu diesem Thema um ein abschließendes Bild zu zeichnen. Eine finnische Studie (Hiltunen et al., 2014) aus dem Jahr 2014 weist eine deutlich höhere Nachhaltigkeit und Wirksamkeit der Hypnotherapie bei Erwachsenen ADHS Patienten nach. Hier eine kurze Zusammenfassung:
Erwachsene ADHS Patienten wurden zufällig einer HYP-Gruppe (Hypnotherapie), einer CBT-Gruppe (kognitive Verhaltenstherapie) oder einer Kontrollgruppe zugewiesen. Während der Behandlungsphase der Untersuchung nahmen die Patienten der HYP- und CBT-Gruppe jeweils an einer 10-wöchigen Therapie mit wöchentlichen Therapiesitzungen teil. In der HYP-Gruppe wurden unter Hypnose folgende Themen angegangen: Tiefenentspannung, Angstreduktion, Stärkung des Selbstwertes, Reduktion von Impulsivität). In der CBT-Gruppe wurden Schwerpunkte wie Organisation und Planung von Aktivitäten, Stress- und Ärger-Management behandelt.
Die AHDS Symptome wurden zu vier Zeitpunkten mittels standardisierter Testverfahren (u. A. SCL-16) geprüft: Vor der Behandlung (T1), unmittelbar nach der Behandlung (T2), drei Monate nach der Behandlung (T3) und sechs Monate nach der Behandlung (T4).
Das Ergebnis zeigte, dass sowohl die kognitive Verhaltenstherapie als auch die Hypnotherapie nach der Behandlung die Symptomatik reduziert hatten, wobei die Hypnotherapie eine deutlich bessere Wirkung zeigte. Drei Monate nach der Behandlung was im Falle der Hypnotherapie eine weitere Besserung der Symptome zu erkennen. Bei der kognitiven Verhaltenstherapie blieb sie etwa gleich. Hingegen zeigte sich nach sechs Monate nur eine weitere Symptomverbesserung bei der Hypnotherapie, während sich die Symptome in der Gruppe der kognitiven Verhaltenstherapie wieder verschlechterten. Die hypnotherapeutische Behandlung zeigte eine nachhaltigere Wirkung.